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Channel: kunstmarkt – Katias Blog
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noch in der kamera

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mein freund tim erzält mir am telefon, er habe letztens übrigens wieder ein boot gebaut. diesmal aus tesafilm. er sei auch schon darin gefahren. nen film gebe es auch.
ich so: “toll, wo denn? auf youtube? wie finde ich den da?”
er so: “den kannst du nicht finden, der ist noch in meiner kamera.”

hier immerhin schonmal der film über das boot davor, aus knallfolie:



über wasser halten mit mickeymäusen

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auf die idee brachte mich eine freundin, die ihren trödelladen auflöste und bei ebay nun die restbestände verschachterte. ich half ihr indem ich die preise hoch trieb. die auktionen begannen immer bei einer mark, stiegen aber nicht selten bis 200 und mehr. die freundin brachte täglich eine einkaufswagenladung pakete zur post. da konnte ich nicht lange untätig zusehen.
“was kann ich denn mal versteigern?” wandte ich mich an die freundin die augenscheinlich wusste, was die leute wollten.
“also was immer gut geht sind mickey mäuse und alles mit sex.”

ich probierte es zunächst mit mickey mäusen. kaufte eine billige leinwand und malte eine mickey maus. eine nacht lang malte ich was das zeug hielt. die mickey maus ging weg für 10 mark, ich freute mich für den sammler.

als nächstes versuchte ich es mit sex. ich zeichnete ein paar exquisite sexszenen, z.b. frau mit gespreizten beinen auf dem tisch, kleiner dicker mann mit halb erschlafftem, tropfendem penis davor auf einem stuhl stehend. ich signierte mit “wolfgang hauser”, ein name, der, wie ich fand, stark nach insider-tip-künstler klang, datierte die bilder auf 1975 und ich schrieb einen langen, blumigen text über das frühwerk hausers.

es fand sich tatsächlich ein potentieller käufer der es gleich auf das gesamtwerk hausers abgesehen hatte. ein kenner! ich liess meine freundin die preise hochtreiben bis die monatsmieten der nächsten 2 monate gesichert waren. mir schwante ein leben in saus und braus.

als die auktion beendet war muss dem bieter offenbar eingefallen sein, mal google zu benutzen um ein wenig mehr über das leben wolfgang hausers zu erfahren. jedenfalls hat er nie bezahlt.

buch zum haben wollen

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das hat der hoops aber geschickt eingefädelt: ein buch zu machen was man unbedingt besitzen will und wenn man es dann hat und darin blättert, das schwarze rauhe papier streichelt, die zeichnungen zum heulen gut findet und den wortschatz von nora sdun bestaunt (warum macht die eigentlich nur in verlagswesen, kunst und kunstkritik und galerismus – warum nicht auch in belletristik?) will man unbedingt auch so eine zeichnung haben.

hier kann man immerhin schon mal das buch bestellen oder auch hier.

noch mehr buchtipps

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ende der woche muss ich einen pressetext abliefern, der von mirselbst handelt. da texte über mich selbst in der 3. person zu schreiben nicht zu meinen grössten hobbies zählt zerbreche ich mir schon seit tagen den kopf, wie ich mich am schlausten aus der affaire zieh.

nun ist es ja nicht so, dass es nicht möglich wäre, irgendnen humbuk zusammen zu fabulieren, wie alle anderen. zumindest könnte man sicher gehen, dass der name richtig geschrieben wird.
man könnte auch einfach irgendeinen pressetext aus dem emaileingang fischen und ein bischen umbauen. die pressetexte einer hamburger galerie zb. kommen seit jahren mit einer handvoll vokabeln aus, die sie jedesmal einfach nur ein bischen variieren. in jeder dieser presseerklärungen kommt garantiert mindestens 2x das wort „urban“ vor. egal welcher künstler. wär doch gelacht wenn ich bei meiner arbeit nicht auch was mit „urban“ machen könnte.

tatsächlich kommt jetzt aber alles anders. heute hatte ich the-one-and-only ina bruchlos zu besuch und ina schreibt mir einen text!
und das ist so ziemlich die grösste ehre, die ich mir vorstellen kann.

wer ina bruchlos’ texte (keine pressetexte sondern RICHTIGE, sinnvolle, hervorragend kluge und komische texte) noch nicht kennt kann sich hier ein paar kleine leseproben abholen und dann hier auch gleich alle bücher kaufen:

Der Kampf der Mähdrescher
Mittwochskartoffeln
Nennt mich nicht Polke

hab ich was verpasst? – bilder

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mitgeholfen haben

ina bruchlos
stefanie clemen
christine ebeling
inge krause

inge kam im atelier vorbei als ich vorübergehend zu erblinden drohte, und überhaupt nicht mehr wusste, was ich tat. ich benötigte dringend ein zweites paar augen und zwar gute. inges augen kennen meine arbeit nun schon seit einigen jahren und ich schätze ihre arbeit über alle massen – die besten voraussetzungen also für eine vertrauensvolle beratung. vertrauensvoll insofern ich all ihre ratschläge sofort am nächsten tag 1:1 abarbeitete. „mach das hier dunkler“ „hier fehlt ein schatten“ „hier musst du das fell ändern“ usw.
mit inge an der seite konnte ich sogar soetwas wie eine heilung erleben: ich konnte wieder sehen.

christine hat wie bei all meinen anderen plastischen arbeiten auch hier die umsetzung der mechaniken übernommen. ausserdem hat sie beim aufbau der installation „Hab ich was verpasst“ geholfen und ist mit mir zu conrad gegurkt nachdem, wie üblich, der motor kurz nach der montage kaputt ging.

stefanie kam vorbei als ich während der hängung kurz davor war, alles hinzuschmeissen, und half mir, die malerei zu hängen. wir kloppten kiloweise stahlnägel in die wände und hängten die hälfte der 80 collagen je 3 cm tiefer. währenddessen verdrückten wir 2 packungen gummibärchen: “gut gegen die unterzuckerung”.

ina kam kurz nach dem transport, als sich die galerie noch im schrottzustand befand. ina brachte eine thermoskanne kaffee mit und half mir, zu kapieren, dass meine ursprüngliche planung falsch war. wir waren essen bei andronaco und frank und ich bekamen jeder ein exemplar ihres neuen buches (auf dem markt ab 1. mai), was mich in den folgenden tagen in der s-bahn bei laune hielt.

euch 4 frauen bin ich zutiefst dankbar.

kunstblogs

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kunstmagazine und bildbände sind teuer. und wer liest kunstmagazine und kunstbücher in erster linie? natürlich künstler. also die die eigentlich nie geld haben.
das kunstforum zb. abonnierte ich während des studiums, hauptsächlich wegen der ausschreibungen.
eine ausgabe des kunstforums kostete damals 35 DM, heute 20 €. es erscheint vierteljährlich und die ausgaben sind in der regel ca. 3 cm dicke taschenbücher (ungefär die hälfte davon ist werbung).
neben dem kunstforum hatte ich ein abo des schweizer kunstbulletins, der texte zur kunst und natürlich der art (für hamburger fast eine lokalzeitung).
ganze schrankwände standen voll mit dem zeug weil das einhalten von fristen (kündigung des kunstforumabos nur 1x im jahr) nie meine stärke war.

wenn ich heute etwas über bestimmte künstler wissen will, über aktuelle ausstellungen, stipendien oder andere ausschreibungen, muss ich zum glück nicht mehr mehrere hundert euros im jahr ablaschen. heute benutze ich google und lese kunstblogs. das kostet nichts und der inhalt meiner regale befindet sich in kartons auf dem dachboden.

bislang habe ich 21 kunstblogs im feedreader, 18 englisch- und 3 deutschsprachige. im grunde ist dieses verhältnis ja plausibel, es gibt allerdings noch unendlich viel mehr englischsprachige kunstblogs, vornehmlich amerikanische, ich beschränke mich jedoch auf solche, die rss anbieten und ungekürzte rss-feeds die auch das bildmaterial einschliessen.

das tolle an diesen blogs ist die aktualität und die möglichkeit, sachen sehen zu können, die es nicht in die etablierten magazine schaffen. blogs ermöglichen auch völlig unbekannten orten und künstlern einen internationalen auftritt, während die holzmedien weiter die 50 gängigsten namen der letzten 2 jahre rauf und runter nudeln. in blogs kann ich fotos sehen von ausstellungen in galerien, die die redakteure der hochglanzmagazine garnicht kennen, weil sie auf galerien spezialisiert sind, die das geld haben, auf die gängigen messen zu gehen. in blogs kann ich texte lesen von künstlern über ihre eigenen arbeiten oder texte von künstlern über andere künstler oder texte von leuten, die zumindest das übliche prätentiöse kunstkritikgeschwurbel genauso nervt wie mich.

brauchbare deutschsprachige kunstblogs habe ich bisher allerdings kaum gefunden. viele sind offizielle blogs von genau diesen o.g. magazinen (die ich mittlerweile nur noch beim zahnarzt im wartezimmer oder bei uns im atelier auf dem klo lese).

die art zb. führt einen haufen interner blogs

Art 2.0: Die neuen Kunstblogger – täglich meinungsstarke und investigative Kunsthäppchen

geschrieben von einem haufen bekannter namen, wie der künstler daniel josefsohn oder der hamburger kunstvereinsleiter florian waldvogel.
josefsohn postet ausschliesslich werbeplakate oder werbeclips der volksbühne berlin, für die er derzeit als creativdirektor arbeitet, kommentarlos, und florian waldvogels letzter eintrag ist von kurz vor weihnachten.
der gesamtfeed ist ähnlich deprimierend: volksbühnen werbeplakate im wechsel mit konventionellen kritiken. der name des autors sagt mir zwar nichts, dafür aber die in seinen texten. seine letzten besprochenen ausstellungen waren: anish kapoor, daniel buren, franz west und max liebermann. steht über die nicht schon was in den letzten 100 art-ausgaben?

abgesehen von diesen “meinungsstarken und investigativen kunsthäppchen”, die keiner braucht, scheint mir, dass im deutschsprachigen internet immer noch verstärkt die grafikdesign- und streetartecke unter dem begriff “kunst” publiziert. ein grund dafür könnte vielleicht sein, dass die bildende kunst szene fraglos die hinterwäldlerischste unter den künstlerischen disziplinen ist. viele haben einfach noch immer nichts am hut mit dem netz. geschweige denn mit computern. da sind die grafiker natürlich um einiges weiter vorn.

vielleicht kranken die kleineren deutschsprachigen blogprojekte aber auch an der vg bildkunst. so konnte das mittlerweile eingestellte kunst-blog.com die ihre artikel immer nur kurzfristig bebilderten, nach dem ablauf einer kurzen frist mussten die bilder raus genommen werden, wenn sie sich nicht finanziell ruinieren wollten. und kein kunstblog, ja überhaupt keine webseite kommt ohne bilder aus.

wie dem auch sei. hier eine liste der blogs und seiten die ich zur zeit lese:

VVORK
ARTNICKS
Contemporary Art Daily
the artblog
Painter’s Bread
SHARKFORUM: OPINION WITH TEETH
Art21 Blog
Art Fag City
hello my name is ART
C-MONSTER.net
(fundamental) PAINTING
LOOK INTO MY OWL
MW Capacity
ARTICULATED ARTISTS
Sparked » Culture
DRAGONAUT
LondonPainting
Art Splash
HoertAuf
rebel:art
Am Hochsitz

ausserdem noch ein ein weiterer artikel zum thema kunstblogs den ich eben gefunden hab.

Inside the Painter’s Studio

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letzte woche bekam ich von meiner freundin anke ein buch geschenkt. es ist eine art sammlung von interviews mit 24 amerikanischen malern über ihre ateliers und wie sie arbeiten. die maler sind in usa möglicherweise etwas bekannter, ich kannte nur chuck close und dana schutz und seit ich die anderen alle einzeln gegoogelt habe (bildsuche) weiss ich, dass ich mir die namen der übrigen nicht merken werde.

das spielt aber keine rolle. ich liebe dieses buch. ich schleppe es überall mit hin, sitze damit in der u-bahn und atme es ein, wort für wort. eine woche ist es jetzt alt und es sieht schon so aus wie die schnuddeligen bücher im regal, die mich ein leben lang begleiten.

es gibt einen festen fragenkatalog, der wird aber von interview zu interview variiert. u.a.:

When did you consider yourself a professional artist and when were you able to dedicate yourself full-time to that pursuit?
Has your studio location influenced your work?
Please describe a typical day, being as specific as possible. For example: What time do you get up? When do you come to the studio? Do you have specific clothing you change into?
Do you listen to music, the radio, or TV when you work? If so what, and ho does it affcet your work?
What kinds of paint do you use?
Do you have any special devices or tools that you use that are unique to your work?
Do you work on one project at a time or several?
When you are contemplating your work, where and how do you sit or stand?
How often do you clean your studio, and does it affect your work?
How do you come up with titles?

dieses buch handelt nicht von den produkten, es sind auch keine inszenierten atelierbesuche, bei denen es auch immer um produkte geht. dieses buch handelt vom ganz profanen alltag, von den schwierigkeiten und was sich aus ihnen ergibt. künstler erzählen, wie sie arbeiten und unter welchen bedingungen ihre arbeit entsteht.

solche banalitäten (um wieviel uhr ein maler mittagspause macht und welchen radiosender er bei der arbeit hört) kommen im kunstbetrieb sonst natürlich offiziell nie zur sprache. alltägliches wird verschwiegen und übrig bleibt das geheimnisvolle produkt, das quasi vom himmel fiel. dinge werden verrätselt und angedeutet, das bild des arbeitenden künstlers bleibt mysteriös, obsessiv oder gar obszön. radio wird hier nicht gehört.

künstler selbst äussern sich vergleichsweise selten. bei einigen wünscht man sich zwar, sie täten es noch seltender, aber eigentlich ist es üblich dass im kunstbetrieb andere leute reden.
wenn auf anderen künstlerwebseiten zb. so etwas vorhanden ist wie ein link zu „texten“ klicke ich den immer sofort und bin bisher noch nie auf eigene texte des künstlers gestossen. stattdessen findet man dort für gewöhnlich eine reihe schnöder pfds zum download mit blumigen assoziationen von befreundeten kunsthistorikern. ich würde echt gerne mal wissen, ob die jemand lesen will.

ob der künstler bei der arbeit radio hört oder womit der künstler seinen lebensunterhalt verdient, steht da jedenfalls nicht drin und ich behaupte sogar, die autoren dieser texte könnten das auch nicht beantworten. dabei wäre das doch so einfach, man müsste bloss mal fragen.

„Inside the Painter’s Studio“ ist aber nicht bloss hilfreich, weil es relevante fragen stellt, es befriedigt nicht bloss die neugierde auf das, was hinter den kulissen fremder lebensräume los ist, es ist auch eine möglichkeit, ganz pragmatisch, zu erfahren „wie die anderen das so machen“.

die anderen sind in diesem fall maler. ich verstehe mich zwar nicht als malerin (nur weil ich alle paar jahre ein paar bilder male bin ich keine malerin.) trotzdem habe ich spätestens alle paar jahre ähnliche probleme.

zb. das problem, wie man in einem atelier, was keine brauchbaren wände hat, eine leinwand unterbringt: kleinere bilder malen oder eine staffelei kaufen?
seit wochen frage ich mich ausserdem, ob es sinn macht, den wenigen platz im atelier noch mit einem sofa vollzustellen, oder liegt man dann nur noch auf dem sofa?
kann man mit latexhandschuhen eigentlich arbeiten? muss man die nicht ständig wechseln weil man darin so stark schwitzt dass man garkeinen „grip“ mehr hat?
womit wäscht man am besten pinsel aus wenn man kein warmes wasser hat? was eignet sich alles als paletten? wie bekommt man die zentimeterdicken schichten ölfarbe am besten wieder von der glasplatte? usw. usf.

es gibt keine bücher über so etwas. es gibt den dörner und den wehlte, die deutschen standardwerke für maltechnik, zwei kiloschwere schinken, darin hat acrylfarbe nichtmal ein eigenes kapitel.
ein paar antworten findet man vielleicht noch in irgendwelchen internetforen, da etwas von qualität rauszupuhlen ist aber manchmal auch sehr zeitaufwändig.

vor kurzem kaufte ich mir den wehlte. darin steht, welche pigmente was können, wie man ordnungsgemäss eine leinwand aufzieht, und jede menge rezepte für binder und grundierungen. alles hochspannend für materialfetischisten wie mich.
ich tackerte also stundenlang an einer leinwand herum und nachdem ich sie grundiert hatte konnte sie frei stehen (sie hatte sich selbstverständlich verzogen).
dass man grundierungen im baumarkt auch fertig kaufen kann erwähnt wehlte irgendwo in einem nebensatz, schreibt aber natürlich nicht, wie das produkt heisst und worauf man achten muss.
ich “kochte” allerlei rezepte nach, pütscherte herum mit atemberaubenden harzen für schnelltrocknende malmittel und bekam nach 30 minuten kopfschmerzen. gerne hätte ich gewusst, ob andere künstler eigentlich auch mit gasmaske malen – wehlte führt sowas aber offenbar zu weit.

wehlte oder dörner zu lesen bevor wenn man malen will ist warscheinlich so als würde man sich monatelang in eine dunkelkammer stellen um photoshop zu lernen. oder sich an der uni für amerikanistik einschreiben bevor man eine new york reise antritt. sicher ist es interessant zu erfahren, wie die alten meister ihre mischungen herstellten.
wem es aber darum geht, alle 5 jahre mal ein paar bilder zu malen, der möchte aber vielleicht erstmal nur wissen, in welchem baumarkt die grundierungen billiger sind.
in “Inside the Painter’s Studio” wird sicher nichts über deutsche baumärkte stehen aber die richtung stimmt schonmal.

webseite von joe fig (autor von “Inside the Painter’s Studio”)

kunst hat keinen abspann

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ich hab mir also jetzt auch endlich exit through the giftshop angesehen. gestern. ich hatte keine sonderlich gute laune. tagsüber mit dem sohn über illegale hobbies gestritten, abends dann der film dazu.

die erste hälfte handelt hauptsächlich von streetart. meine begeisterung hielt sich in grenzen. als mutter macht man sich sorgen wenn der sohn die nächte auf hausdächern verbringt. ausserdem, welcher künstler will schon, dass sein nachwuchs künstler wird. mein sohn soll selbstverständlich anwalt werden oder arzt.

nach 56 minuten beginnt im film ein zweiter film. thierry guetta (ich muss die ganze zeit an die blues brothers denken) nennt sich jetzt mr brainwash und wird künstler. er klebt ein paar plakate und minuten später dirigiert er schon ein dutzend assistenten.

die arbeiten sind unfassbar bescheuert. mir laufen die tränen runter vor lachen. man erkennt die handschrift banksys und gleichzeitig ist alles so unglaublich schön scheisse, ich spule 4x zurück. das witzigste was ich seit langem gesehen hab. gefakete fakes, vielleicht sogar gefaket gefakete fakes. meine absoluten lieblinge sind ernie und bert, die warholreihe natürlich und wie mr brainwash das elvisbild erklärt „this piece called don’t be cruel“.

was dann kommt ist immer noch lustig, tut aber auch ein bischen weh. theirry guetta will den kunstmarkt erobern. und wie er das macht, das ist eben gerade keine satire oder persiflage, wie es hier und da geschrieben steht. exakt so ist das. größenwahn, egomanie, märtyrertum und marketing. mr brainwash ist da noch sympatisch.

die kunst ist heute überhaupt viel zeitgemässer als ihr ruf. man irrt wenn man meint, künstler sein bedeutet: dauerdelirium und dauernde misserfolge bei den frauen, die dann in verstörenden installationen verarbeitet werden, ein leben in feuchten kellerwohnungen, die letzte miete nicht bezahlt.

ok, das ist auch der fall. aber das hindert ja keinen, sich am morgen wieder zurück ins atelier zu schleppen wo die assistenten auf anweisungen warten. viele genies beschäftigen heute um längen mehr assis als bei exit through the giftshop überhaupt mitgemacht haben.
und weil sich das werk eines einzelnen grundsätzlich besser verkauft als das einer ganzen belegschaft ist es eben nur das zottelige genie in farbbekleckster adidasjacke dem man auf der vernissage die hände schüttelt. in der kunst gibt es nunmal keinen abspann.

ein freund von mir arbeitete mal als assi für eine galerie und machte dort für einen namhaften deutschen künstler, träger des bundesverdienstkreuzes, die hängung. der assi des künstlers hatte fotos gemacht und der galerie die rollfilme geschickt. die liess die filme dann entwickeln, prints anfertigen, rahmen und mein freund machte wie gesagt die hängung.
der künstler selbst sah die bilder auf der eröffnung wie ich zum ersten mal. (wenn er sie überhaupt sah, er war schon voll als er ankam.)

auch kopieren und klauen, so wie mr brainwash ja nur kopiert, ist im kunstbetrieb völlig normal. vieles was man zu sehen bekommt sind gewissermassen (ungekennzeichnete) zitatesammlungen, medleys aus allem was gerade angesagt ist.
das fällt in der kunstszene aber abgesehen von den beklauten niemandem auf, das kunstpublikum freut sich vielmehr, wenn es was wieder erkennt.

natürlich gibt es auch immer leute, die versuchen, sich selbst was auszudenken. die es sich nicht nehmen lassen, ihre punktebilder selbst zu malen und auch keinen sinn darin sehen, sich tot zu saufen oder tot zu arbeiten. die zum arzt gehen wenn sie depressionen kriegen, die gemüse beim biobauern kaufen und heiraten und kinder kriegen (und deren kinder anwalt werden oder arzt!)..
nur die will keiner sehen.

sehen wollen wir banksy. und hätte ich das geld, ich würde einen brainwash kaufen. auf jeden fall würde ich das!

ich hab übrigens gelesen, dass manche annehmen, thierry guetta wäre in wirklichkeit banksy selbst. ich glaube das nicht. ich glaub banksy ist schwarz und eine frau. und der tüp im kaputzenpulli ist schauspieler.


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„Es ist schlimmer als Sie denken“, warnt ein Insider am Telefon, es könne wirtschaftlich sein Ende sein, sich in dieser Sache zu äußern.

Obwohl es schwer ist, einem Kartell nachzuweisen, dass es ein Kartell sein will, Furcht genug, um ein Kartell zu sein, verbreitet es schon mal.

als künstler bekommt man wirklich depressionen wenn man das liest

* * *

[nachtrag]
noch besser eigentlich aber ist der text zum selben thema von Andreas Koch und Peter K. Koch:
Provinz in Berlin / Zum vorläufigen Aus der Berliner Kunstmesse Art Forum – lesen!

wochenendausflüge in berlin

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als berliner künstlerIn kann man aufs gallery weekend gehen, man kann aber genauso gut in den zoo gehen oder in ein möbelhaus, das hat nicht weniger mit der eigenen arbeit zu tun.

vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch neu bin in berlin, aber irgendwie war mir alles so fremd, auf einer veranstaltung des deutschen münzenfachhandels hätte ich mich warscheinlich nicht weniger gut aufgehoben gefühlt. die aufgeblasenen räume, die aufgeblasenen leute und dazwischen die aufgeblasene vermarktungsbegünstigende kunst – das hat mit dem, was ich mache, irgendwie so überhaupt nichts zu tun.

möglicherweise tue ich dem ganzen ja unrecht, denn das beste habe ich eh mal wieder verpasst weil sich mein tempo zum schluss immer mehr verlangsamte. aufgrund von langeweile-induzierter schläfrigkeit schleppte ich mich von galerie zu café zur nächsten eisdiele, wie die insassen im krankenhaus, wenn sie versuchen, die zeit rumzukriegen indem sie sich darauf konzentrieren, auf die nächste mahlzeit zu warten.

anderen besuchern schien es nicht viel anders zu gehen. um sich wach zu halten bestaunte man die architektur: „tolle räume!“ raunte es aus allen ecken. die kunst in solchen räumen hat dann vielleicht noch die funktion eines garniervorschlages oder gummibaumes, den man aufstellt, damit es nicht so leer aussieht.

mein persönliches gallery weekend, oder wie die coolen berliner sagen „galerie wochenende“, fing freitag abend an mit nem opening hopping in der potsdamer strasse. die woche über war ich sehr erkältet, das hinderte mich aber nicht, den regenmantel aus eitelkeitsgründen zu hause zu lassen. kaum war ich aus der tür fing das gewitter an.
mit sturmfrisur und fliegen die mir auf den kontaktlinsen klebten betrat ich die erste galerie: michael janssen. bei janssen hatte ich vor jahren ausgestellt, als er noch in köln war. seitdem ich in berlin wohne gehe ich nun auch auf die janssen eröffnungen. auch wenn es sicher schmeichelhafteres gibt als galerien zu besuchen in denen man einmal testweise ausgestellt wurde und dann nie wieder.

das letzte mal als ich dort war hatte ich gerade einen israelischen rosenwasserpudding ausgehändigt bekommen als ich über ein kabel stolperte und die damit verbundene videoinstallation umriss. janssen brüllte: „katia! typisch!“ und der künstler kam angerannt und musste die arbeit neu aufbauen. ich stand rot angelaufen mit schweissperlen auf der oberlippe daneben und flüsterte „so sorry!“ und war froh dass ich wenigstens den pudding noch in der hand hielt.

die nächste galerie war blainsouthern, ein in erster line auffallend gigantischer laden, wo ich zufällig jürgen von dückerhoff begegnete mit dem ich den rest des abends weiter tingelte und noch jede menge anderer hamburger traf. ein super abend!
was wir gesehen haben erinnere ich nicht mehr.

samstag war ich verabredet. mit gunilla jähnichen und sebastian poerschke (in unserer szene stellt man sich ja immer mit vollem namen vor, damit jeder gleich abchecken kann, ob sich die unterhaltung lohnt).
wir trafen uns bei barbara weiss. ich kam rein, ein rundblick und hätte sofort wieder kehrt machen können, da entdeckte ich gunilla und sebastian im gespäch mit der galerie-assistentin. die assistentin blätterte im katalog und erklärte sich einen wolf. gunilla und sebastian nickten interessiert und ich überlegte, an welche wand ich mich am besten anlehnen sollte.
so ging das weiter. in jeder galerie blätterten sie zusammen mit den assistenten kataloge durch, seite für seite, und liessen sich alles erklären. ich begann zu zweifeln, ob wir die 51 gallerien und 20 museen tatsächlich schaffen würden.

nun muss man vielleicht sagen: wir kommen alle 3 aus hamburg und sind solche behandlung nicht gewohnt. in hamburg verstecken sich die galeristen in der abstellkammer wenn sie künstlerInnen nur von weitem sehen. man ist dort der ansicht, künstler wollen am ende eh nur fragen, ob man sie ausstellt, also spart man sich die kommunikation vorsichtshalber ganz.
in berlin müssen sich die galeristen nicht allzusehr ins hemd machen, man hat dafür ja personal. und das ist wirklich unfassbar freundlich. man kann fast sagen: nirgends wird man in berlin besser behandelt als in galerien.

der nachteil an der erklärerei ist aber: es macht die arbeiten nicht unbedingt besser. eine videoinstallation wurde uns auf diese weise ziemlich entzaubert. hatte ich am anfang noch herzklopfen und stand mit offenem mund davor kam mir die sache nach langwierigster erklärerei völlig banal, ja fast blöd vor.

meine zwei persönlichen highlights waren wie letztes jahr keine offiziellen gallery-weekend-teilnehmer. die ausstellung New Age of Aquarius bei duve und jong oh bei jochen hempel.

New Age of Aquarius war eine gruppenausstellung mit hauptsächlich in london ansässigen künstlerInnen, und – wie der name schon andeutet – ein seltsamer mix aus minimalen ansätzen und esogedöns. eine geballte ladung echter entdeckungen. und um entdeckungen geht es ja beim gallery-weekend sonst nicht gerade.

jong oh ist einfach der wahnsinn. man darf allerdings nicht den fehler machen nach ansicht der fotos auf der webseite zu meinen, einen eindruck zu haben, worum es dabei geht. man sollte sich schon dort hin bemühen und um diese hochfiligranen gebilde herum spazieren und erleben, was für eine physische präsenz diese gespannten fäden haben. so reduziert diese arbeiten erscheinen sind sie doch völlig verwirrend, fast poetisch versponnen, und hoch ästhetisch. auch eine enorme wohltat eine derartig zurückgenommene materialität zwischen der ganzen grosskotzerei. ausserdem ist mir sowas wie linien zeichnen mit edding auf glasschnittkanten einfach sehr sympatisch.
ich war und bin jedefalls völlig von den socken. merkt man vielleicht.

auch sehr gefallen hat mir die installation von alicja kwade bei johann könig. ich bin ja auch pendelmotor-erprobt, konnte mich aber gerade noch zusammenreissen, um der galerie-assistentin nicht von meinem pendelnden knet-uhu vorzuschwärmen. „ich könnte mir den uhu hier bei ihnen auch sehr gut vorstellen!“
die assistentin war jedenfalls auch wieder extrem freundlich, erklärte alles bereitwillig und war auch ganz erstaunt über unser sachverständnis. auf meine qualifizierte bemerkung, die arbeit sei ja eigentlich nur so gut wegen des besonderen raumes (für alle ahnungslosen: es ist eine kirche) setzte sebastian noch einen drauf: er habe die arbeit in köln schon in einem neubau gesehen mit 2 meter hohen decken! da käme das natürlich nicht so gut.

sonntag

am sonntag regnete es nicht, meine erkältung hatte sich dafür mittlerweile in die bronchien verzogen. was vorher noch ein hohl klingendes klötern war hatte sich nun in ein kurzes tiefes bellen mit einer großen portion schleimauswurf gewandelt. wer nicht wusste, dass es sich um eine erkältung handete hätte meinen können, dass ich nur ziemlich lautstark meinen hals säuberte.

der eingang bei cfa war verschlossen. also stellte ich mich gegenüber ganz eng an die mauer damit mir die touristen die füsse nicht platt traten (was nichts brachte, man trat sie trotzdem platt) und wartete auf meine verabredung. jetzt sah ich: die galerie hatte auf. der trick war: man musste eine weile vor der verschlossenen tür stehen bleiben und vielleicht hin und wieder mal am knauf rütteln. irgendwann machten zwei uniformierte die tür auf. die meisten hatten nur nicht die geduld, rüttelten zu kurz und zogen dann schulterzuckend weiter.
als meine begleitung kam rüttelten wir also lange genug und als die security die tür öffnete und wir eintraten nickte ich kurz und musste husten.

mehr kann ich über die ausstellung bei cfa allerdings auch nicht sagen.

anschliessend arbeiteten wir uns durch die massen richtung auguststrasse. rückblickend gefiel es mir dort am besten in der eisdiele. ich mochte aber auch die neuen arbeiten von isa genzken bei neugerriemschneider.
ich bin natürlich, wie alle coolen, immer schon fan von ihr gewesen. die figuren fand ich auch ganz grossartig obgleich mir diese galerie irgendwie nicht geheuer ist. diese seltsam künstliche raumaufteilung mit diesem überlangen arbeitstisch wo die assis hinter den rechnern wie ebenfalls ausgestellt aussehen und man nicht weiss, ob man vielleicht zu stimmungsaufhellung irgendwas sagen sollte, zb. „guten tag alle miteinander! wie läufts?“ – ich könnte so ja nicht arbeiten.

bei sprüth magers gabs noch george condo, von dem ich bisher (natürlich) auch fan war, die neuen bilder haben mich dann überraschenderweise garnicht so begeistert. die hätte man sich auch super im foyer einer bank vorstellen können. gefälliges geplänkel. die skulpturen dagegen waren ziemlich geil, da werd ich immer ganz sentimental sobald jemand irgendwo irgendwas zusammenmanscht.

abschliessend muss ich nochmal kurz gestehen, dass ich mal wieder nicht gerade bombig vorbereitet war. viele namen waren mir überhaupt nicht geläufig geschweige denn die erweiterten gesellschaftichen zusammenhänge (wer mit wem, wo und wann). so etwas erfahre ich dann immer erst hinterher, ganz ordinär ausm internet. aber vielleicht ist es ja sogar besser, es erst hinterher zu erfahren, dann verdirbt es einem nicht schon vorher die laune.

besonders aufgefallen sind mir da zb. diese artikel:
über den gerade schwer angesagten „newcomer“ oscar murillo, den isabella bortolzzi gezeigt hat. mich erinnert der artikel in erster linie an die geschichte des künstlers aus exit through the giftshop und wenn man das so liest kann man es sich mit dem namen-merken vielleicht auch sparen.

ebenfalls ziemlich entlarvend ist auch der zeit-artikel über hans peter feldmann, dem neuen “superstar”, den johnen ausstellt.
der beginnt mit dem satz:

„Warum nicht einen Hering für eine Million Dollar verkaufen? Wenn die Heringe irgendwann rarer als Gold wären, dann könnten sich die Reichen vielleicht sogar auf Fische einigen, sagt Hans-Peter Feldmann.“

zu johnen hab ich es auch nicht mehr geschafft, weiss aber auch nicht, ob ich wirklich was verpasst hab.

sammler und gefühle

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beim lesen des artikels über anselm reyles angebliches „aussteigen“ fiel mir ein abschnitt besonders ins auge:

die autoren Ackermann und Tittel fragen reyle:

Aber ein Sammler, der fünf große Reyles aus allen Werkphasen zu Hause hängen hat, könnte sich fragen: “Hat der Künstler das jetzt doch nicht so intensiv gefühlt?“

ich kenne reyles sammler leider nicht persönlich, habe aber schon einige vielsagende berichte mit gagosian-kunden gesehen und gelesen. und die erweckten eigentlich nicht den eindruck, als würde es da noch gross um gefühle gehen.

reyles antwort klingt dann auch eher ausweichend:

Das ist wahrscheinlich ein Denkfehler, wenn man annimmt, dass jedes Mal, wenn ein Künstler ein Bild macht, er dabei die intensivsten Erlebnisse hat. Das würde ich bestreiten. Ich glaube nicht, dass Andy Warhol bei jedem Siebdruck gleich die Tränen kamen.

und das verstehe ich nicht. wieso sagt er nicht einfach wie es ist? dass sammler seiner preisklasse sich garnicht so doll für die gefühle der künstler interessieren und dass die bei seinen arbeiten eh nicht sone rolle spielen. wieso tut er so als würde es ausser business- und PR-künstlern und emotionalen wracks nichts anderes geben?

ich kenne persönlich nur einen grosssammler der auf messen mit einkaufswagen geht. der jedenfalls wollte nie wissen, wie ich mich bei der arbeit gefühlt habe. ausser meinen beziehungsstatus wollte er auch sonst nie etwas wissen, weil er sich eh in der liga sieht, die MIR meine arbeit erklärt.
eine arbeit, die er vor 13 jahren gekauft hat, hat er immer noch nicht ausgepackt, ich habe aber die hoffnung noch nicht ganz aufgeben dass er eines tages anruft, wenn er die arbeit ausgepackt hat, und mich nach meinen gefühlen fragt.

nein, jetzt mal im ernst: ich gebe zu dass ich noch nie über gagosian verkauft hab. ich kann also nicht mit völliger sicherheit sagen, wie gross das interesse an künstlergefühlen ist bei sammlern, die sich bilder für ne halbe million leisten können.
ich kenne aber künstler, die von ihren (zugegeben nur mittelklasse-)galeristen nichtmal den namen des sammlers erfahren. wie soll da der künstler denn wissen, was der sammler denkt?
vielleicht denken die russischen oligarchen ja total viel darüber nach, was der künstler fühlt, was der aber nie erfahren wird weil der oligarch anonym bleiben will? das kann natürlich sein.

cowboys und netzwerke

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eigentlich wollte ich was über das gallery weekend schreiben. nachdem jetzt schon wieder eine woche rum ist und schon alle darüber geschrieben habe, langweilt mich das und ich muss hier ja zum glück nix machen, was mich langweilt.

dann stiess ich vor ein paar tagen auf den text, „reclaiming art“ von holm friebe. sie können ja mal versuchen, ihn zu lesen. mir ist es leider nicht so wirklich gelungen.
mir geht es aber eh nur um die zweite hälfte des textes in der friebe die parallel zum gallery weekend veranstaltete ausstellung, „ngorongoro“ oder auch „artist weekend“, gewissermassen als revolution der kunst beschwört.

mir hatte die ausstellung eigentlich auch ganz gut gefallen – bis ich friebes text dazu, naja, las und ein bischen darüber nachdachte.

die ersten 2 tage des gallery weekends bin ich noch wie jedes jahr tranceartig durch die galerien getrottet. weil man die wände im gedränge der touristenkaravanen schlecht erkennen konnte lauschte ich einfach den führern, die alles aufs gründlichste beschrieben. ansonsten waren die schönsten momente wie immer die sitzpausen.

mein handy piepte dabei in einer tour und legte mir nahe, dass ich mich offensichtlich auf der falschen party befand:
„warst du schon bei ngorongoro? soll gut sein.“
„ich geh morgen nochmal zu ngorongoro, heute nicht alles geschafft.“
„wir machen nen familienausflug zu ngorongoro, die kinder wollen baden.“

was war also nogorongoro / das artist weekend? erstmal eine riesige gruppenausstellung mit ca. 130 teilnehmern auf 6000 quadratmetern.
unter den ca. 130 teilnehmern waren nur ca. 30 frauen und unter den 6 veranstaltern garkeine, also spare ich mir einfach mal das binnen-I.

grundstück und gebäude, eine ehemalige halbleiterfabrik, gehören dem maler jonas burgert, der die räumlichkeiten an eine galerie und als ateliers an andere künstler vermietet, mit denen er auch die ausstellung organisiert hat.

und sie war toll. ein buntes kuddel-muddel an zeug, das auch ohne handout funktioniert, ohne personal, das einem alles erklärt, sogar das, was man selber sieht. viele schöne pointen, viel handwerk und viel schnell zu erfassende, vermeidlich leichte kost – sachen, die auf den ersten blick simpel aussehen und es dann trotzdem irgendwie hinbekommen, dass man nicht gleich weiter rennt, weil man ahnt, dass man sich geirrt hat.

nach 2 tagen schicke mitte-sterilität war dies natürlich eine wohltat. trotz hundert-meter-langer warteschlange fühlte ich mich sofort heimisch. an solchen orten, in schrammeligen ateliers und off-spaces, hat man sich schliesslich die letzten 20 jahre aufgehalten. orte, wo kunst entstehen kann ohne sich einem markt unterordnen zu müssen.

in galerien ist das natürlich anders. dort entsteht kunst nicht, aber das braucht sie ja auch nicht. man kann sich zwar darüber lustig machen, dass man sich in manchen berliner galerie-prachtbauten schon fragen muss, ob die kunst hier eigentlich nur zur dekoration hängt, ob es ein zufall ist, dass helmut newton in räumen gezeigt wird, die aussehen wie eine gynäkologenpraxis oder ob ein schlauchförmiges tauchbecken wie der untere showroom von eigen + art wirklich so gut funktioniert für 2 meter hohe gemälde, aber galerien sind eben orte des verkaufs und erfüllen damit erstmal eine funktion.

bei friebe klingt das aber irgendwie anders:

schon jetzt steht fest, dass das Artist Weekend, sollte es in Serie gehen, die kommerziell angeschnödete Galerienkunst vor sich her treiben und an die Wand drücken wird.

da frage ich mich, welche „kommerziell angeschnödete galerienkunst“ er meint. die künstlerliste des „artist weekends“ liest sich geradezu wie ein best-of der berliner galerienkunst.
meint friebe, dass arbeiten von martin eder bei eigen+art schnöde und kommerziell wirken und sich an einer shabby-schicken ruinenwand hängend in autonome galeriekunst-killer verwandeln?

für friebe hat letztens wochenende jedenfalls die revolution der kunst stattgefunden. er findet, die ausstellung sei

[…]ein Handstreich, eine Überrumpelung, eine Klatsche für die gesamte borniert-arrivierte Kunstwelt, in der mächtige Sammler- und Galleristencliquen das Sagen haben und mit dem prallgefüllten Portemonnaie Politik gemacht wird. Das Racket-System der verwalteten und in Claims aufgeteilten Kunstwelt wird sich von diesem Schlag auf den Musikknochen nicht so ohne weiteres erholen, und die Kunstwelt wird ab heute eine andere sein.

ich finde diesen enthusiasmus ja bewundernswert und auch das schimpfen gegen mächtige galeristen-clans und gierige sammler, da stimme ich jederzeit gerne ein, dass aber diese ausstellung das alles geändert hat kann ich mir so wenig vorstellen wie ich an die wirksamkeit von schokoladendiäten glaube.

Ist das Kunst? Das können wir auch und das können wir besser, dachten sich unsere Gefährten und aktivierten die Power, die im Netzwerk steckt: in der globalen Solidargemeinschaft sehr erfolgreicher und minder erfolgreicher Künstlerinnen, denen die wachsende Definitionsmacht von Galeristen und Kuratoren darüber, was denn bitteschön als Kunst zu gelten habe, zunehmend auf den Zeiger geht. Cut out the middlemen! Das Artist Weekend war geboren, zumindest im Kopf.

achja, dieser netzwerk-quatsch!
der wird auch schon im presstext als eine art alleinstellungsmerkmal verkauft. dort steht:

Die Kombination[…] mag disparat erscheinen, verweist aber tatsächlich sehr prägnant auf ein Phänomen, dessen Bedeutung bislang kaum thematisiert wird: der Einfluss der von Künstlern untereinander gebildeten Netzwerke.
Die Auswahl der Künstler erfolgt nicht nach üblichen kuratorischen Parametern wie konzeptionellen, diskursgetriebenen oder formalen Klammern, sondern intuitiv. Es entsteht eine hierarchielose Konfrontation, die das künstlerische Koordinatensystem der Akteure und die Kraft ihres Netzwerkes illustriert.

netzwerke als ein bisher kaum thematisiertes phänomen? vielleicht in pr-texten.
falls es einen konzeptionellen unterschied gibt zwischen ngrorongoro und anderen ausstellungen dann wohl den, das ngrorongoro das mit den netzwerken gewissermassen zu einer tugend umdeutet.
austellungen, galerien, das ganze „Racket-System der verwalteten und in Claims aufgeteilten Kunstwelt“ sind von netzwerken durchwoben. und eine ausstellung, die das netzwerk zum konzept erklärt, kann man vielleicht mit einem kuchen vergleichen, dessen qualitätsmerkmal der hefegeschmack ist. zu einer revolution der backkunst führt so ein kuchen wohl eher nicht.

ich hab selbst schon an vielen ausstellungen teilgenommen, deren kuratorisches konzept allein darin bestand, dass man befreundet war. ich finde das legitim, zumal auch ich die üblichen konstruierten konzepte selten ertrage und der abwendung der aufmerksamkeit von der künstlerIn hin zur kuratorIn schon aus eigennutz nicht so viel abgewinnen kann.

ein heilmittel für die korrupte kunstwelt ist das netzwerkprinzip aber ganz sicher nicht. die netzwerke von künstlerInnen sind ja zum teil ebenfalls korrumpiert und systembejahend. hier dreht sich auch alles um macht und erfolg und netzwerke dienen dazu, dies zu erreichen, mit kunst hat das nichts zu tun. wer als künstlerIn erfolgreich sein will oder die eigene position manifestieren organisiert ausstellungen mit möglichst vielen erfolgreichen kollegInnen, das weiss man bei ngorongoro auch.
überfliegt man dann noch die fast übertrieben prominente teilnehmerliste erscheint das gestelzte gerede von einer „hierarchielosen Konfrontation, die das künstlerische Koordinatensystem der Akteure und die Kraft ihres Netzwerkes illustriert“, nicht gerade glaubwürdig.
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schade. hätten sie geschrieben: „wir stellen unsere freunde aus, besonders die berühmten.“ hätt ichs witzig gefunden.

friebes text liest sich jedenfalls weiterhin so, als wäre er seiner eigenen faszination für erfolg und macht und große gesten auf den leim gegangen:

Angefangen hat alles damit, dass die kommerziell sehr erfolgreichen Künstler […] das 6000 Quadratmeter messende Immobilienensemble […] zum Stützpunkt für ein neues Lebens- und Kunstmodell aufrüsteten. Dazu gehört etwa der 18-Meter-Pool, den sich Andreas Golder von einem Architekten in den Innenhof betonieren ließ, „weil es geht“, und der jetzt, frisch befüllt, auf Partygäste wartet. Dazu gehört auch die in dem Areal entstandene Künstlerkommune, die arbeitsteilig hochprofessionell Rituale wie das gemeinschaftliche Mittagessen pflegt.

man wartet eigentlich die ganze zeit nur darauf, dass noch ein paar cowboys durchs bild reiten und in ihrer „show der superlative“, im kampf die gegen galeriekunst luftschüsse abgeben und „hey-ho“ rufen.

naja. vielleicht stört mich auch nur, dass nur so wenig frauen eingeladen wurden, was friebe natürlich auch mit keinem wort erwähnt hat.
netzwerke eben.

wie meine artweek war

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MONTAG
im atelier. mich rumgeplagt mit nem neuen bild, mal wieder ein portrait meines mannes.
mein mann ist für meine malerei inzwischen das, was früher, zu knetmasse-zeiten, die ratten, kaninchen und tauben waren.

DIENSTAG
weiter am bild gemalt. früh feierabend weil abends gäste zum „whisky-tasting“.
3 whiskys getasted aber mir gedacht, dass ich vorsichtshalber mal nicht „mische“, also nur einen getasted, etwa eine halbe flasche.

MITTWOCH
im atelier auf dem sofa gelegen (auch arbeit).
abends mit dem fahrrad nach mitte (wetter-app hatte 0% regenwahrscheinlichkeit vorausgesagt)
wo ich regen-durchweicht zahllose galerie-eröffnungen aufsuchte.
wegen ungewöhlich hohem hamburger-anteil in der rumsteh-szene vor den galerien gegenüber der volksbühne leichter stimmungsumschwung den meine begleitung kommentierte mit: „du machst gerade einen etwas gestressten eindruck.“

danach eine eröffnung die wie ne golf-club-party aussah. wusste garnicht, dass es solche leute in berlin überhaupt gibt.
das tollste an der ausstellung war die galerie assistentin: 10 cm absätze, minikleid das gerade eben den po bedeckte, push-up BH und platinblonde haare hochgebunden zum pferdeschwanz. fehlten nur die hasenohren. leider hatte ich meinen selfie-stick vergessen, sonst hätte ich um ein foto gebeten.

später berichtete meine begleitung von einem kurzen wortwechsel mit dem galeristen, der ihr anschliessend zugezwinkert hatte. es irritierte sie, dass der galerist vor kurzem offenbar reges interesse an ihren arbeiten gezeigt hatte, inzwischen jedoch nicht mehr.
„woran kann das denn liegen?“
„kann dir egal sein, du willst da eh nicht ausstellen.“

DONNERSTAG
zurück im atelier. bis ca. 17 uhr überlegt, ob ich zur eröffnung der ABC gehen sollte. ein interview mit daniel richter gelesen, in dem der sagt, dass ihm messen zu sehr nach kunstrasen riechen. beschlossen zuhause zu bleiben.

FREITAG
galerien-hopping. diesmal potsdamer strasse.
festgestellt, dass mir ausstellungen tagsüber und in trockenen klamotten mehr spass machen als abends in nass. ausserdem wirkt die deutlich reduzierte anwesenheit anderer ausstellungsbesucher beruhigend auf meinen wegrenn-reflex und durch die steigerung der verweilzeit konnte ich sogar langweiligen arbeiten irgendwas abgewinnen.

SAMSTAG
„arcadia unbound“ (große von 4 künstlerInnen kuratierte gruppenausstellung im funkhaus berlin).
besonders beeindruckt haben mich ausgerechnet 2 videos: „architektura“ von ulu braun und „perfidia“ von eli cortiñas (normalerweise seh ich mir videos garnicht erst an).
ausserdem eine phänommenale bodenarbeit von ingo gerken, den ich auch noch nicht kannte.

was mich nicht so doll umhaute waren die zahllosen neo-moderistischen bunte-alustangen-arbeiten. zu diesem thema hab ich aber hier schonmal was aufgeschrieben und ich will mich auch nicht ständig wiederholen.

andererseits ist das jetzt auch schon wieder 2 jahre her und langsam kommt mir der retro-formalismus vor wie die achziger in der klamotten-mode: er geht nicht mehr weg.

aber ich hab leider noch was auszusetzen. und zwar die selbe sache wie bei ngorongoro, mit dem unterschied dass ngorongoro sich garnicht erst die mühe gemacht hat, ein konzept zu erfinden. stattdessen hatten die gleich die „connegge“ zum kuratorischen konzept erklärt (wobei sie nur vergessen hatten, dass sie auch frauen kennen).

bei arcadia gab es jetzt wieder so ein konzept und das fand ich leider ganz schön an den haaren herbei gezogen.

The concept behind the curatorial project is to establish a dialogue between the selected artists works and the architectural peculiarities of the former broadcasting center.

steht hier

dialog also. nur wo war der denn? ist es schon ein dialog wenn man einfach irgendwas hinstellt oder hinhängt, kunst, die eigentlich für den white cube gemacht wurde, in einen coolen raum?
ich kann mich nur an eine einzige arbeit erinnern, die wirklich ortsbezogen war. keine frage, eine großartige kulisse dieses funkhaus, aber die kunst darin hat sie auch nicht großartiger gemacht.

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nicht, dass mir die hängung nicht gefallen hätte. ich fand sie sehr gelungen. mich nervt nur diese systemkonforme haltung, eine ganze latte prommi-künstlerInnen zu rekrutieren und dann so zu tun, als drehe sich hier was um ein konzept.

alle künstlerInnen wissen, wie gruppenausstellungen zusammengestellt werden. es ist immer eine mischung aus freunden, leuten die man gut findet und leuten, bei denen das egal ist, weil sie prominent sind. alles hat sehr viel mit „eine hand wäscht die andere“ zu tun, auch wenn es keiner zugibt.
und ob die arbeiten am ende wirklich was mit dem konzept zu tun haben ist auch piepe, das biegt man schon irgendwie hin.

das war bei arcadia nicht anders als bei ngorongoro: beides eine aneinanderreihung von „marken“. bei arcadia fand ich es nur auffälliger. ein paar der prominenteren positionen hauten hier stilsitisch dermassen raus, dass ich es dem kuratorInnen-team, bei aller sympathie, einfach nicht abnehme, dass sie diese arbeiten gut finden.

versteht mich nicht falsch: ich hab nichts dagegen, dass künstlerInnen strategisch vorgehen und kommerzialität anstreben, letzteres tu ich selber. aber ich glaub nicht, dass dies nur funktionieren kann, indem man dieselben mechanismen bedient wie die sammlung der deutschen bank. auch diese komische tendenz zu mega-events, großen zahlen, großen namen, und großen arealen – das macht die kunst doch nicht besser.

es geht mir auch nicht um schlechte oder schlecht umgesetzte konzepte. konzepte interessieren mich eigentlich garnicht. mir wäre nur sehr daran gelegen, dass wenigstens wir kollegen endlich mal aufhören uns gegenseitig was vorzumachen. vielleicht würde uns allen dann auch klarer werden, dass der kunstbetrieb ein äusserst kunstfeindliches system ist und wenn wir es schaffen könnten, aufzuhören, es zu bedienen, vielleicht würde dann ja sogar die kunst ein bischen besser werden.

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SONNTAG
gegen 18 uhr so zu meinem mann: „ich zieh mich mal um.“
mir den bademantel ausgezogen und mich im nachthemd zurück aufs sofa gelegt.

this is not a good portrait

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gestern stiess ich auf diesen artikel hier im guardian. es geht darin um ein gemaltes bild, das die ehefrau eines in england lebenden malers (james needham heisst der) mitte mai auf der sozialen plattform imgur ins netz gestellt hat und das seitdem 800.000 mal angeklickt und 25.000 mal bewertet wurde.

der autor des guardian-artikels, ein kunst-kritiker namens jonathan jones, beschreibt das zwar etwas anders (laut ihm ist das foto „geteilt“ worden) aber er scheint auf solche feinheiten der sozialen medien auch nicht sonderlich viel wert zu legen.
stattdessen steht er offensichtlich eher auf knalleffekte, weil er gleich im ersten satz schon mit der these eröffnet, dass die einzige lehre, die wir aus der populatität des besagten gemäldes ziehen könnten folgende sei:

Painting can be popular in the digital age, provided it washes out all aesthetic ambition and reduces the 600 years of art history since the Renaissance to the level of a glorified selfie.

und so geht es dann weiter. das bild sei mittelmässiges geschmiere, wertlos und habe dieselbe wirkung wie kim kardashians selfies. genauso gefaket und oberflächlich und abstumpfend.

anschliessend listet der kritiker ein paar maler auf, die das malen nach fotos richtig gemacht hätten (degas, warhol und gerhard richter) und erklärt anhand dessen vom needham-bild das gegenteil:

But instead of elevating photography into painting, Needham has lowered painting to the triviality of instantaneous self-portraituree.

und ich werde langsam sauer. „wann fängt er denn nun mal an, irgendwas zu belegen?“ denke ich. der artikel ist eine einzige aneinanderreihung von beleidigungen, wäre ich der gemeinte künstler, ich würde wahrscheinlich mehrere jahre brauchen, um mich davon zu erholen.
aber statt endlich mal anzufangen, irgendeine seiner drastischen aussagen zu erläutern fängt dieser jones etwa ab der mitte seines texte bloss an, sich zu wiederholen.
der einzige lichtblick bleibt, dass ich den artikel überhaupt lesen kann. normalerweise trau ich mich an englischsprachige kunst-kritiken wegen des sprachlichen geschwurbels eher selten heran, aber das hier ist so platt, das versteh sogar ich.

This is not a good portrait. While Needham has moderate technical skill, he has not looked hard enough or perceptively enough to give his painting any real insight. If you think this is a tough realist portrait, look again. Needham’s vision has all the profundity of a 1970s sitcom.

an dieser stelle möchte ich den autor jetzt selber gerne fragen, ob er diese sache mit den 600 jahren kunstgeschichte, die ja seiner meinung nach das „digital age“ auf das niveau von selfies reduziert, also ob er diese 600 jahre nicht selber gerade überspringt, wenn er ein portrait als „nicht gut“ bewertet weil der künstler nur „moderate technical skills“ vorweisen kann.

aber es kommt noch beknackter:

Real portraiture goes a lot further. Compare this painting with any work by Lucian Freud and you will start to see the difference between an artist filling canvas and an artist actually seeing people in a special, unique way.

aha. also nichtmal „real portraiture“.

The selfie age is a tragedy for art. It has convinced everyone that “art” is something we can all do with a phone and a cheeky pose. Billions of complacent self-images are filling the cyberspace void. Needham’s online hit is proof that all this photographic narcissism is poisoning the way we look at real art as well.

und auch keine „real“ art! schön dass wir das auch noch geklärt hätten.

FAZIT:

dass der kunstbetrieb eine art zuchtbecken für die aller-arrogantesten ist, wussten wir ja. und dass sich die grössten spiesser und ewig gestrigen von der kunstwelt ebenfalls besonders angezogen fühlen ist auch nicht neu.

was mir allerdings neu war sind kritiker, die sich nicht nur auf kosten von künstlern profilieren sondern sich auch noch die allerschwächsten heraus suchen. kritiker, die weder besonders viel zu wissen scheinen noch besonders gut schreiben können und die sich, damit das keiner merkt beziehungsweise damit sie weiter für den guardian arbeiten dürfen, dann gezielt jemanden herauspicken, den sie zusammenfalten können. in diesem fall ein kleiner unbekannter maler, dessen ehefrau ein bild, was er ihr gemalt hat, voller stolz ins netz gestellt hat.

nachdem ich gestern den artikel gelesen hatte hab ich dann doch nochmal ausnahmsweise etwas gemacht, was man ja eigentlich nicht tun soll: ich hab die kommentare gelesen. und die empfehle ich jetzt auch allen, die der artikel genauso traurig gemacht hat wie mich. bei facebook ist zum beispiel der oberste, meist gelikte kommentar:

Dear Jonathan Jones, shut the fuck up and make some art of your own. Sincerely, The World.

gross machen

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ich habs glaubich schon öfter erwähnt. in den frühen neunziger jahren war an der hamburger hochschule für bildende künste der beliebteste ratschlag aller profs, egal mit wem man sprach: „machs mal in gross“.
„mach mal mehr davon“ war der zweitbeliebteste, und mehr zu machen ist ja auch eine vergrösserung.
wenn man dann noch die tatsache hinzuzieht, dass etwa 90% dieser ratgeber männer waren, gibt das vielleicht zu denken.

diese eher schlichten ratschläge unserer damaligen profs sind bis heute running gag unter den ehemaligen kommilitonen. ich schwankte damals zwischen viel verachtung und wenig respekt aber irgendwann pendelte es sich doch ein und ich probierte es doch mal aus mit dem „gross“ oder „mehr“.

der kritikpunkt an dieser expansions-methode ist ja, dass es sich hierbei ausschliesslich um einen effekt handelt. man nimmt irgendein unbedeutendes bild und bläst es einfach nur riesengross auf – und alle so: toll!
stattdessen könnte man ja vielleicht auch mal sagen: „mach mal in klein“ um dann zu gucken was übrig bleibt. falls nichts übrig bleibt ist es vielleicht ja einfach schrott?

leider funktioniert so aber dieser markt. die kunstmessen sind voll mit aufgeblähtem scheiss. insofern bezogen sich die ratschläge der profs, mal „in gross zu machen“, also klar auf die bedürfnisse des marktes. was ja ok ist, nur: mehr wurde an der hochschule damals über markt-mechanismen nicht geredet.
und wenn in den arbeitsbesprechungen etwas, die kommerzialisierung betreffendes reinfloss, dann ohne dass es als derartiges gekennzeichnet wurde. es wurde also nicht gesagt „katia, mach grosse sachen, weil die galeristen keine kleinen sachen wollen, grosse bringen mehr“ sondern es wurde gesagt: „wenn du die arbeit verbessern willst machs grösser“.
groß war für diese männer gleichbedeutend mit gut.

viele profs übertrugen diese phallische denkweise aber auch noch auf andere aspekte ihrer tätigkeit, zum beispiel indem sie nur männliche studenten für preise und ausstellungen vorschlugen. wochenlang wurde in meiner klasse über die ausstellungsprojekte der männlichen kommilitonen geredet und wir frauen sassen da und hofften, dass wir auch irgendwann mal dran kämen.

andere profs benutzten in arbeitsbesprechungen ua. den begriff „frauenkunst“. anders als dieser lexikoneintrag den begriff definiert, wurde er zu meiner studienzeit viel schwammiger und klar negativ gewertet. frauenkunst galt als etwas, was sich den eher privateren, „weicheren“ und daher vorgeblich unwichtigeren themen widmete mit organischen, also auch eher weichen materialien wie latex, wachs, ton, stoff, haar, knochen oder ähnlichem.
zu den künstlerinen, die derart kategorisiert wurden, zählten bezeichnenderweise aber wieder ALLE damals angesagten frauen: kiki smith, louise bourgeois, eva hesse, cindy sherman, marina abramovic…
nagut, hanne daboven vielleicht gerade nicht.

ausgerechnet marina abramovic war aber zu dieser zeit eine der wenigen professorinnen an der hochschule. und sie war als künstlerin international viel erfolgreicher als ihre männlichen kollegen. ebenso kiki smith, die eine kurze gastprofessur hatte.
und ich war dabei als besagter „frauenkunst“-professor einmal komplett ausflippte und der smith über die ganze etage hinterher brüllte: „you are NOT an artist, you are… a moralist!“

alles in allem war es an der hochschule damals nicht einfach, frau zu sein. wir fanden frauen wie kiki smith grossartig, wollten aber auf keinen fall gefahr laufen, auch „frauenkunst“ zu produzieren.

es gab aber auch profs, die uns mit ihren tipps wirklich versuchten auf etwas vorzubereiten. die ihren studentinnen mit ihrem einstimmigen „mach mal in gross“ quasi eine art penissimulation beibrachten. es gab regelrecht veranstaltungen wo der prof mit seiner klasse saufen, feiern, und großkotzig rumlabern trainierte. (hinterher nahm er eine studentin mit ins bett.)
und es gab auch immer wieder frauen, die später auf diese weise (saufen, feiern, grosskotzig sein) noch ganz erfolgreich wurden.

mir fiel es auch nicht schwer. ich konnte auch so einige kollegen unter die tische saufen und ich war auch ganz gut in grossen gesten oder zumindest in grell und in laut. ich musste mir das garnicht vornehmen, im herzen bin ich proll. und mein selbstbewusstsein, zumindest im bezug auf meine arbeit, war auch immer ganz stabil.

nach abschluss des studiums, auf dem freien markt, funktionierte es aber plötzlich nicht mehr so gut. langsam fand ich es anstrengend, immer unter beschluss zu sein, immer bereit zu sein zurück zu schiessen. permanente gegenseitige provokation und gegenseitiges belügen.

einmal machte mich sogar ein männlicher kollege darauf aufmerksam, dass ich als frau zu unbescheiden sei. ich solle mich mal lieber wieder etwas kleiner machen.

im frühjahr 2001 nahm ich an der ausstellung „ziviler ungehorsam“ teil, eine andere frau und ich als einzige neben 41 männern. in der frankfurter rundschau schrieb dazu der autor frank keil:

Weniger geeignet für diese Art des unerschrockenen Abarbeitens am Elend der Welt, ist offensichtlich die Arbeit von Künstlerinnen. Nur zwei haben es überhaupt in die Ausstellung geschafft: Von Martha Rosler sind ihre Collagen zu Zeiten des Vietnam-Kriegs zu sehen, Kampfszenen gemixt mit Einrichtungstipps für das amerikanische housewife. Die junge Hamburger Künstlerin Katia Kelm hat dazu nicht unpassend einen Bettvorleger aus Eisbär und Hausfrau geknetet; nebenan schweben fünf Geier am Laufband über einem wogenden, goldgelben Kornfeld; jedes Büschel, jede Feder echte Handarbeit. Viel, viel Mühe steckt da drinne; und hübsch anzusehen ist es auch.

auf der einen seite also die männlichen kollegen mit ihrem „zivilen ungehorsam“ – auf der andere eine frau, die sich „viel, viel mühe“ gibt.
ich frage mich aber auch, ob begriffe wie „handarbeit“, „mühe“ und „hübsch anzusehen“, auch in den beschreibungstexten von arbeiten von männern stehen.

heute habe ich die großen gesten, die ich in den ersten jahren nach der hochschule noch praktiziert hatte, weitgehend abgelegt. sie sind mir inzwischen eher peinlich.
ich hatte aber ja auch keine ahnung und musste mir das, was wir an der hochschule nicht gelernt hatten (also sogut wie alles) erstmal selbst beibringen.

was die grossen gesten betrifft hab ich inzwischen sowas wie verhältnismässigkeit gelernt. ich bau schon lange keine skulpturen mehr, die nicht durch die tür gehen oder durchs treppenhaus. ich realisier keine projekte mehr, die die mietzahlung für meine wohnung und das atelier gefährden und die grösse meiner bilder orientiert sich an der grösse des ateliers.
das mag uncool klingen, spiessig, „mädchenhaft“, aber mir ist das überleben inzwischen wichtiger als „auf gross“ zu machen.

nur mühe geb ich mir immer noch.


celebrity-art

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gestern hab ich einen podcast gehört der damit anfängt dass so ein angesagter deutscher schauspieler erstmal erwähnt, dass er super gut befreundet ist mit john bock.
danach hab ich einen podcast angefangen, in dem der galerist david zwirner seinen hauskünstler jeff koons interviewt, bin aber nur bis zu der stelle gekommen als koons sagt:

„the reason I work with objects or images that preexist: it’s a way to communicate acceptance. acceptance of the self and once you learn how to accept yourself you’re able to go out into the world and you’re able to accept other people.“

zu jeff koons fällt mir der begriff „celebrity-art“ ein und das erinnert mich wiederum an meine oma und wie ich mit der als kind in den achzigern die große bleichen runterzockelte, richtung hanseviertel, um unten bei mövenpick eine kugel eis für 2 mark zu essen.
auf dem weg dorthin kam man immer an so stehtisch-restaurants vorbei wo herausgeputzte leute mitten am tag champagner und austern schlürften. die frauen trugen louis vuitton handtasche und die herren schals.
exakt so wie diese hanseviertel-leute stelle ich mir auch die teilnehmer von so „celebrity-art“ veranstaltungen vor, bei zwirner auf ner after-show-party. und die monopol berichtet dann darüber.

da ich die monopol aber nicht lese, hab ich eben vorsichtshalber mal auf der webseite nachgesehen, ob die sowas wie eine „panorama“ oder „leute“ ecke haben und – hm – haben die garnicht!
ich klickte ein bischen weiter herum und landete schliesslich auf der unterseite „künstler“. dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin! bei der monopol heisst „leute“ natürlich „künstler“.

und unter „künstler“ tat sich mir die schönste zusammenstellung der erlesensten celebrity-artists auf: zwischen ai weiwei und yoko ono wird sogar der rapper jay z aufgeführt. und ein interview mit dem oben erwähnten schauspieler aus dem podcast auch. hier erzählt er, dass er seine instagram fotos demnächst in einer total angesagten galerie ausstellen wird.

und nochwas schreibt die monopol, was ich nicht wusste: „Jeff Koons entwirft Taschen für Louis Vuitton“. die kosten dann „etwa zweieinhalb bis dreitausend Euro“ und monopol betitelt das mit
Van Gogh to go“.

hab ich es nicht gesagt?! ich sag nur mövenpick!

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es ist wieder soweit! zwei tage lang kaffee und butterkuchen:
am samstag den 14. und sonntag den 15.9. jeweils zwischen 14 und 19 uhr bei mir im atelier, beusselstraße 47, 10553 berlin.

außerdem gibt es dieses jahr auch ein exklusives lange-nacht-der-beusselstraße-sonderangebot zum mitnehmen, etwa 50 neue gouachen und eine künstlermütter-serie, die ich gerade noch schnell fertig mal.

kommt alle vorbei und steht mit mir zusammen rum, ich freu mich auf euch!

das artwork is by my sohn @bombaklark. es stellt ganz offensichtlich meine karriereleiter dar.

jetzt auch in digital

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na geil. ich will ja nicht unbescheiden wirken aber kaum wende ich mich einer neuen maltechnik zu wird das ein paar tage später zum absoluten hype ausgerufen. und das kam so:

letzten herbst hab ich mir ein grafiktablett gekauft. mein plan war, damit entwürfe zu machen für meine analogen bilder. was dann aber anders kam, war ja klar. als hobbynerd bin ich natürlich komplett abgetaucht. ein paar youtube tutorials und schon war klar: DAS wird mein neues ding!

schnell wurde deutlich: nee, das werden eigene bilder, nicht bloss entwürfe. ich würde sie drucken lassen und kann dann preise nehmen, die bezahlbar sind. 

die ersten testdrucke hab ich schon gemacht. papierauswahl steht und in 4 wochen werde ich hier wohl die ersten drucke einstellen. wer weiss – vielleicht bau ich sogar mal nen kleinen online-shop?!

am montag erzählt mir dann ein kumpel am telefon von NFT. anders als ich liest dieser kumpel zeitung und erzählt mir regelmässig davon am telefon. ein künstler namens beeple habe seine digitalen bilder in form von „NFTs“ bei christies für 70 millionen versteigert. 

ich also: „genial, die zukunft hat mich eingeholt!“ und google „NFT“. blablabla und irgendwas mit kryptowährung.

die suche nach beeple bei instagram ergibt: totaler scheiss. und an meiner chronischen schlechten laune kann es nicht liegen, meine psychopharmaka wirken. es wird also den tatsachen ensprechen und tatsächlich scheisse sein.

„kannst DU mir nicht meine dateien in NFTs umwandeln?!“ frage ich meinen mann, der von beruf nerd ist, aber er lehnt ab. er habe es nicht so richtig verfolgt was da gerade passiert aber dieser typ, der die NFTs gekauft hat, sei wohl sone art NFT-berater.

wow. 

also alles weiterhin wie immer. der kunstmarkt ist und bleibt eine blöde geldblase, da helfen auch keine tabletten. 

später daddel ich ein bischen im clubhouse und entdecke ein NFT-panel und höre mal rein. ich verstehe nichts, das liegt aber daran dass ich parallel wieder abgetaucht bin in einer neuen datei und mich auf mein ebenen-kuddel-muddel konzentrieren muss. 

hier kommen jetzt meine ersten digitalen zeichnungen, alle aber noch mehr oder weniger work-in-progress:

haufen

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eigentlich mag ich keine wiederholungen. marktorientiertere künstlerInnen finden wiederholungen aber ganz praktisch, weil man damit die eigene marke prägt. und das mag auch funktionieren, aber mich langweilt es eigentlich.

die wahrheit ist bloss: ich wiederhole mich auch ständig. ich krieg es nur meistens erst mit wenn es schon passiert ist.

„huch, schon wieder ein kaninchen!“

„na wen ham wir denn da? eine taube!

den ersten laubhaufen hatte ich vor 20 jahren am wickel. zweimal hab ich einen geknetet. der zweite davon ist hier abgebildet. und hier gab es kürzlich einen in gouache. 

und jetzt gibt es ihn auch von innen betrachtet bei mir im shop als tintenstrahldruck.

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